0 | SW Vorbemerkung

1. Dies Buch zerfällt in zwei Hauptteile. Der erste (Kapitel 1 und
2) entwickelt die traditionelle Lehre vom SW und den verwandten
Denkgesetzen und hebt die ihr verborgen zugrundeliegenden Vor-
aussetzungen heraus. Der zweite (Kapitel 3) prüft Bedingungen und
Charakter ihrer Geltung und entwickelt die Gedankengänge, die bei
Zugrundelegung anderer Vorraussetzungen, den SW ablehnen müssen.

Der erste Teil kann sich nicht damit begnügen, den gegenwärtigen
Stand der Tradition darzustellen. Die gegenwärtige Logik und Onto-
logie ist weit entfernt davon, die ganze Fülle der Anregungen und
Erkenntnisse einer reichen Vergangenheit lebendig wiederzugeben
und zu bewahren. Gerade in der Lehre von den Denkgesetzen hat
sie zudem die innige Verbindung mit den großen Problemen des Da-
seins verloren, deren Zusammenhang mit dem Aufbau des SW noch
von Aristoteles in seiner klassischen Darstellung (Met. Γ) deutlich
gesehen wurde und erst im Maße des zeitliche Abstandes von diesem
ersten und tiefsten Begründer der traditionellen Logik immer mehr
in Vergessenheit geriet. Es entsteht die Aufgabe, auf der Grundlage
der aristotelischen Ausführungen über diesen Gegenstand und unter
Berücksichtigung möglichst der gesamten maßgebenden Lehrent-
wicklung der letzten zwei Jahrtausende, die Problematik des SW ent-
stehen zu lassen. Erst wenn die traditionelle Lehre als Lehre der
Gesamttradition in ihrem ganzen Reichtum und in ihrer ganzen Stärke
dargestellt wurde, erst nach einer solchen Bestandaufnahme der Ge-
samt
tradition im allgemeinen Überblick, kann eine Kritik einsetzen,
die sich nicht in der Ausstellung gewisser Schwächen und Entglei-
sungen einer bestimmten, zufälligen Phase und Verzweigung dieser
Tradition verliert, sondern das grundsätzlich Wesentliche und un-
aufgebbar Bedeutsame an ihr zu ergreifen versteht.