2 | EC - 23|10|76

Dear Sir,

es geschehen Zeichen und Wunder! Der Satz vom Widerspruch, lange ver-
gessen, erscheint hier noch einmal in neuer Gestalt. Das hat mich so ge-
rührt daß, so ungern ich es auch tue, ich mich ausnahmsweise mal wieder
auf deutsch äußern werde.

Inzwischen habe ich in Further Buddhist Studies (Luzac & Co, 1976, - 46
Great Russell Street, London WC1B 3PE, £ 5.00) eine Skizze meiner geistigen
Entwicklung vom Marxismus zur Prajnaparamita veröffentlicht. Sie ist mehr
up-to-date wie Joachim Schumacher's 1973er Versuch. Sie wird Ihnen nicht gefallen
und wenn Sie sie lesen wird Ihnen gelegentlich die Spucke wegbleiben.

Es ist nicht richtig, wie Herr Joachim Schumacher (on p. II) behauptet, daß ich mich
mit dem Buddhismus von den gesellschaftlichen Aufgaben der Gegenwart ab-
gewendet habe; zum Beispiel:
1. Als Professor in Seattle habe ich mich energisch und lautstark gegen
den Krieg in Vietnam gewendet und 1968 habe ich meine sehr lukrative Pro-
fessur an der University of Washington (damals noch $150.00 wert) für
meine Überzeugungen aufgegeben.
2. Als Berater von Zen-Gruppen an der West Coast habe ich, zusammen mit
Gary Snyder und anderen, immer darauf hingewiesen daß wir es auf alle
Kosten vermeiden müssen ein Spielzeug von Millionären und reichen Weib-
ern zu werden und daß Zen mit einer Teilnahme an dem Leben der Unter-
drückten und mit dem Radikalismus der IWW verbunden werden muß.
3. Zum Unterschied von der "Our God has failed" Schule habe ich nie
meine Hingabe an die Sovietunion verloren und betrachte das meiste was man
in der kapitalistischen Presse liest als verächtliche Kriegshetze für
den dritten Weltkrieg.
4. In meinen Augen ist Mao's Kommunismus ein Versuch den Buddhismus in
einer industriellen Gesellschaft zu verwirklichen. 800 Millonen Bodhi-
sattvas ist das Ziel!

Es ist nicht wahr daß ich 1931 als oppositioneller Intellektueller
aus der KPD ausgeschlossen wurde (Katalog p. 14). Ich war Parteimitglied
und klebte meine Parteimarken bis Juni 1933, als ich als geborener Englän-
der nach England gehen konnte. Das wurde mir bei einem Verhör durch die
FBI in den USA bestätigt, nachdem sie irgendwie meinen Parteinamen heraus-
gebuddelt hatten. "Schämen Sie sich denn nicht, denn Sie wußten doch
wohl daß die Partei damals illegal war?" Komische Leute das! Bis Anfang
1933 war ich Lehrer für dialektischen Materialismus in der Hamburger
MASch und als der bürgerliche Drucker des Satz vom Widerspruch
zuviel Angst hatte die letzten Lieferungen zu drucken wurden sie von der
KPD "Hamburger Volksstimme(?)" gratis gedruckt. So these sectarian
squabbles should not be overdone! Ich will nicht daß der alte Conze
gegen den jungen Conze gebraucht wird. In meiner Vergangenheit bedauere
[ich] nichts - überhaupt nichts.

In meinem Exemplar sind die Ecken von 13* abgeschnitten worden.
Können Sie mir bitte ein besseres Exemplar beschaffen? Und übrigens,
wie steht das mit dem copyright in Deutschland? In England gehört es
mir und meinen Erben bis 30 Jahre nach meinem Tode.

Vielen herzlichen Dank, Ihr

EC